... gibt es irgendwann ein Muster der Annährung. Eure Körper entwickeln eine Choreografie: eine Liebkosung am Rücken, ein Streicheln übers Haar. Ein knapper Kuss, ein Lösen voneinander, ein längerer Kuss, seine Hand, die unter dein T-Shirt gleitet. Es wird Routine, aber keineswegs langweilig. Es ist einfach nur die bewährte Art, wie ihr zusammenkommt.
Matt und Josie hatten ein Muster. Wenn sie zärtlich wurden, beugte er sich immer vor und sah sie an, als könnte er unmöglich noch irgendwas anderes in dieser Welt sehen. Es war hypnotisch, merkte sie, denn nach einer Weile hatte sie irgendwie dasselbe Gefühl. Dann küsste er sie so behutsam, dass sie seine Lippen kaum spürte, bis sie es schließlich war, die sich gegen ihn presste, mehr wollte. Daraufhin glitt er tiefer, vom Mund zum Hals, vom Hals zu ihren Brüsten, und dann schoben sich seine Finger auf Erkundungsmission unter den Bunt ihrer Jeans. Nach etwa zehn Minuten, so lang dauerte das Ganze, rollte Matt sich von ihr runter und fischte ein Kondom aus seinem Portemonnaie, damit sie miteinander schlafen konnten.
Nicht, das Josie irgendwas daran gestört hätte. Ehrlich gesagt, ihr gefiehl dieses Muster. Es fühlte sich an wie eine Achterbahn - die langsam aufwärts rollte und von der sie wusste, was als Nächstes kam. Von der sie auch wusste, dass sie nichts tun konnte, um sie anzuhalten.
Sie waren im Wohnzimmer, im Dunkeln, und im Hintergrund sorgte der Fernseher für eine Geräuschkulisse. Matt hatte sie bereits ausgezogen und zog sich jetzt seine Unterhose herunter.
"He", sagte sie, als er in sie eindringen wollte. "Hast du nicht was vergessen?"
"ach, Jo. Nur dieses eine Mal, ich will nicht, dass irgendwas zwischen uns ist."
Seine Worte konnte sie ebenso zum Schmelzen bringen wie seine Küsse oder Berührungen, das wusste sie inzwischen. Außerdem hasste sie den gummiartigen Geruch, der die Luft durchdrang, sobald Matt die Verpackung aufriss, und der ihm an den Händen haftete, bis sie fertig waren. Und außerdem, gab es ein schäneres Gefühl, als Matt in sich zu haben? Josie bewegte sich ein kleines bisschen, spürte, wie ihr Körper ihn aufnahm, und ihre Beine zitterten.
Als Josie mit dreizehn ihr Periode bekam, hatte ihre Mutter nicht das übrliche Mutter-Tochter-Gesprüch mit ihr geführt. Stattdesssen gab sie ihr ein Buch über Wahrscheinlichkeiten und Statistiken. "Bei jedem Geschlechtsverkehr kannst du schnwager werden oder nicht schnwager werden", sagte ihre Mutter. "Es steht fifty-fifty. Also red dir nicht ein, dass die Wahrscheinlichkeit geringer ist, wenn du es nur ein einziges Mal ungeschützt machst."
Josie drückte gegen att. "Ich glaube, wir sollten das nicht machen", flüsterte sie.
"Miteinander schlafen?"
"Miteinander schlafen, ohne ... du weißt schon."
Er war enttäuscht, das merkte Josie an seinem Gesicht, das einen kurzen Moment erstarrte. Doch er zog sich zurück, angelte sich sein Portemonnaie, holte ein Kondom heraus. Josie nahm es ihm weg, riss die Verpackung auf, half ihm, es überzuziehen. "Eines Tages...", begann sie, und dann küsste er sie, und Josie vergaß, was sie hatte sagen wollen.
Jodi Picoult: Neunzehn Minuten.
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